Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen
Wenn die so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freie Leben
Und in die Welt wird zurückbegeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu echter Klarheit wieder gatten,
Und man in Märchen und Gedichten
Erkennt die wahren Weltgeschichten,
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.
(NOVALIS, 1772-1801)
Der deutsche romantische Dichter und Philosoph Novalis rührt in seinem vielzitierten Gedicht eben nicht an “flowerpower”- Gefühle oder eine weltflüchtige Augenblicksstimmung. Er benennt Wesentliches. Konstanten dessen, was wir unter Humanität und Menschlichkeit verstehen. Nämlich: mehr als Zahlen und Figuren. Mehr als Logik und (Natur-) Wissenschaft. Dieses Bekenntnis muss um so mehr verwundern, wenn man bedenkt, dass Novalis mit Liebe und Begeisterung Bergbau und Naturwissenschaften studiert hat.
Unsere hochtechnisierte Lebenswelt hat sich scheinbar auf das Binäre reduziert. Ebenso auf das Entweder-Oder. Es gibt nur eins: den je gehypten Narrativen zustimmen oder gecancelt werden. Je abstruser die woken Postulate, desto schneller die Hinrichtung der Zweifler: Gender, CO2, Krieg schafft Frieden und dergleichen Zumutungen mehr besetzen die Hirnrinde und führen zu anhaltender kognitiver Atemnot. Dieser folgt die existentielle auf dem Fusse. Zumindest in Deutschland hat der den blanken Unsinn Ablehnende mittlerweile mit ernsten Konsequenzen zu rechnen. Der wunderbare C.J. Hopkins kann davon mehr als ein Lied singen. Aber auch mancher Arzt, der Maskenatteste ausstellte während der Zeit des Wahnsinns, mutige Richter, friedliche Demonstranten, standhafte Gastronomen, kritische Eltern und viele mehr.
Der ideologische, staatliche und digitale Druck wächst unaufhaltsam, auch nach der gefakten “Pandemie”. Die Notstandsgesetze wurden nicht zurückgenommen. Die WHO droht mit dem nächsten, nämlich globalen coup d’ état. Die Kriege werden multipliziert, geschürt und eskaliert. Diplomatie? Von vorgestern. Barbarei und Abbau des Humanen werden uns täglich vorgeführt: damit wir uns daran gewöhnen. Auch wenn wir selber vielleicht zu den nächsten Opfern gehören werden. Die Zensur hat ungeahnte Ausmasse angenommen. Das bedeutet aber: was am Erscheinen gehindert wird, existiert auch nicht. So bleibt am Ende nur noch die monolithische Propaganda übrig, die Konsumenten von Tagesschau oder heute-Journal schon längst zu chronisch Debilen mutieren liess.
Ausser Brot und Spielen ist nicht mehr viel übrig. Viel Zwang. Selbstzensur. Permanente Einschüchterung. Pseudodiskussionen. Pseudowissenschaft. Sprachverhunzung und -verdrehung in pandemischem Ausmass. Fearmongering. Systematische Verengung der Dank-, Sprech- und Meinungskorridore. Ermunterung zur Denunziation. Perverser Ausbau der Bürokratie zwecks Domestikation aller. Korrumpierung zentraler Staatsorgane wie des Bundesverfassungsgerichts oder des Verfassungsschutzes.
Lähmung der Allgemeinheit. Selbst die Veröffentlichung der RKI-Files weckt eine delirierende, zermürbte Masse nicht mehr auf. Anything goes. Even the worst.
Es agieren die irr lachenden “lunatics” aus dem berühmten song von Pink Floyd. Mittlerweile uneingeschränkt. Und hat der Wahnsinn erst einmal Methode, wird er als solcher entweder nicht mehr wahrgenommen, oder er überwältigt noch das letzte selbstdenkende Wesen mittels Gewalt und Vernichtung - siehe Stalin, Hitler, Pol Pot.
Dieses Geschehen ist kein Einzelfall. Deutschland ist - mit wenigen Abstrichen - sozusagen überall, so wie seinerzeit das Virus. Das meiste von dem, was in unseren überaus klugen und wertvollen Verfassungen steht, ist eliminiert, ist Makulatur und entpuppt sich als falsches Sedativum, als schnöder Schein. Wer sich darauf beruft, wird kriminalisiert. Was aber tun?
“Singen und Küssen” s.o. - die natürlichen kreativen und sozialen Bedürfnisse über den ganzen medial verbreiteten Mist stellen
“Märchen und Gedichte” s.o. lesen und befragen: hier werden archetypische und genuin menschliche Grundfragen behandelt und verdichtet (siehe z.B. Raymond Unger, “Die Heldenreise des Bürgers”)
Massenmedien und ihre permanente Lenkung, Verdummung und Angstmache meiden. Ebenso den passiven Konsum von “social media”. Alles Ablenkung.
Analog leben. Wald Wiese Nachbar Kollege/Kollegin sind wichtiger als die neuesten Sonnenfinsternisse und Kriegsherde
sich mit einem “Darüber” verbinden; sei es nun Gebet, Meditation, Gott, Vernunft, Intuition, Bauchgefühl, Spiritualität oder Kunst, Musik, Buch. Dies aber gewollt und regelmässig. Dann wird die Angst weichen und der Mut wachsen.
Immer bei sich beginnen. Die Anderen sind die Anderen. Die kleinen Schritte wirken am nachhaltigsten. Jeder neue Tag ist der wichtigste und jeder neue Mensch, jeder neue Gedanke.
Das Gefängnis ist das, was uns täglich präsentiert und als einzige Lösung in Aussicht gestellt wird. Zu suggestiv, um wahr zu sein. Und wenn, nicht wünschenswert. Auch wenn sich viele schon komplett mental inhaftieren und entmündigen haben lassen. Not our business.
Alles Leben ist Äusserung und Austausch. Das Andere ist: der Tod.